Sonntag, 8. Dezember 2013

Politische Sumpflandschaft


Mit Schweigen ist im Unglück nichts getan 
Euripides


Angesichts der Fülle heutzutage praktizierter politischer, ökonomischer und ökologischer Abartigkeiten neigt unsereins dazu, zu verstummen, in Schreckstarre zu verfallen. Es dauert, bis das Schweigen überwunden, die Sprache wieder gefunden ist. 
Und dann? Sprecht aus, was ihr aussprechen wollt! Sagt, was euch am Herzen liegt! Sprecht, wie euch der Schnabel gewachsen ist! Habt keine Hemmung, da ihr glaubt, rhetorisch nicht besonders begabt oder geschult zu sein! Jeder hat das Recht, seine Stimme zu erheben, seine Bedenken zu artikulieren, zu sagen, dass er es satt hat, andauernd angelogen und an der Nase herumgeführt zu werden. Weshalb empört ihr euch nicht darüber, dass fortwährend diejenigen bevorzugt werden, die haben, und den weniger Begüterten mehr und mehr aufgebürdet, ja sogar das Letzte genommen wird? 

In Österreich ist die Vermögensverteilung ein wohlgehütetes Geheimnis, das durch die Abschaffung vermögensbezogener Steuern immer wohlgehüteter und wohlgehüteter wurde. Und wenn man sich die letzten Finanzminister sowie die Parteien, denen sie angehörten, genauer ansieht, vermeint man, an ihnen seltsame Ähnlichkeiten zu entdecken. Mit Erfolg verbellten sie jeden, der den Reichen zumuten wollte, sich angemessen an den Steuerlasten zu beteiligen. Geheimniskrämerei gehört zur österreichischen Politik wie das Amen im Gebet. Politiker flüchten in Geheimniskrämerei, um Bürger unaufgeklärt – besser gesagt BLÖD - zu halten. Andernfalls könnte es zu Protesten kommen. Zu groß angelegten Protesten, die von der Mehrheit aufgeklärter Bürger getragen werden, die sich nicht länger nach Strich und Faden betrügen lassen.

Schätzungen zufolge besitzen etwa 10% der Österreicher 70% des österreichischen Gesamtvermögens.
Die restlichen 30% verteilen sich also auf 90% der österreichischen Bevölkerung.
Andererseits entfallen 90% der gesamten Steuerlasten auf arbeitende Menschen und Konsumenten. Das in den Händen einiger Weniger befindliche Vermögen trägt kaum zur Finanzierung des Staates bei.
In fast keinem anderen OECD-Land wird Vermögenden eine derartige Vergünstigung zuteil. Daher bestünde auch nicht Gefahr, die Reichen aus Österreich zu vertreiben, sobald sie vom Staat zur Kasse gebeten werden, denn anderswo müssten sie ebenso einen Obolus entrichten. 

Trotzdem wird hierzulande dem System der Reichenbegünstigung die Stange gehalten. Von welcher Partei werden gut abgerichtete Wachhunde für die Schatzkammern der Superreichen gestellt? Wie kommt es, dass sich durch jede Krise die Kluft zwischen Arm und Reich vergrößert. Man könnte meinen, Krisen seien Liebkinder der Reichen, von ihnen gehätschelt und getätschelt. Lässt sich doch mit Wirtschafts-, Finanz-, Banken- und Lebensmittelkrisen für manche Drahtzieher der freien Marktwirtschaft schnelles Geld machen. 

In diesem Getriebe würden mündige Bürger nur stören. Ist das mit ein Grund, weshalb bei einer längst überfälligen Schulreform nichts weiter geht? Seit über dreißig Jahren wird in Österreich jeder Ansatz einer derartigen Reform erfolgreich ausgebremst. Und dafür – also für NIX und wieder NIX - kassieren die Bremser auch noch satte Gehälter aus Steuergeldern.
Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen … Grauslich!!!
 

Wien, 3. Dezember 2013

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