Samstag, 24. September 2016

 

FREMDE GÖTTER

Ausstellung im Leopold Museum (23.09.2016-09.01.2017)


Der Einladung zu dieser Ausstellung habe ich entnommen, dass das Leopold Museum erstmals seine Sammlung von Masken, Figuren usw. aus fernen Ländern zeigt. Dieser faszinierende Bestand, so heißt es weiter, würde mit 70 ausgewählten Werken von Künstlern wie Pablo Picasso … (Aufzählung noch einiger weiterer europäischer Künstler) … in einen lebhaften Dialog treten.


Und spätestens da fragte ich mich, wie es möglich sei, dass bei einer derartigen Schau in einem österreichischen Museum kein Werk von Claus Mayrhofer Barabbas (geb. 1943 in Wien, gest. 2009 in Bendigo, Australien) gezeigt wird, der schon zu Beginn seines Schaffens durch seine transkulturelle Haltung aufgefallen ist.


Über ihn schrieb die Kunsthistorikerin Maria Buchsbaum in ihrem Essay „Das Ornamentale als Inhaltsträger“ (1996): Der Maler und Musiker (Barabbas) der sich schon damals (in den 1960ern und 70ern) nicht einordnen wollte, agierte in einem extrem individualistischen Zwischenreich, worin indianische Volkskunst und die Magie des Orients, der Surrealismus und die Märchenhaftigkeit der Naiven ebenso wie Abstraktion und Pop Art einströmten. So kommt ihm heute, in der Rückschau, die Bedeutung eines Indikators für die sechziger und siebziger Jahre zu.“


Und Barabbas selbst notierte in seinem Werktagebuch: „In den frühen Anfängen meiner Malerei (1960) habe ich mich sehr von der Malerei der Aborigines beeinflussen lassen. Neu Guinea, Mexiko usw. … Für mich war es eine Jahrtausende alte Entwicklung, eine Tradition, die ich durchgegangen bin. Wer sieht das schon?


Ich hatte am Beginn meiner Malerei nichts mit Popart, Psychedelic-Art usw. zu tun. Meine Malerei entwickelte sich durch meine Auseinandersetzung mit den Schnitzereien der Papuas am Sepik (River), mit Tätowierungen der Maoris und mit Hundertwasser. Darüber hinaus vertiefte ich mich in die Kunst von Gauguin – welcher meinen Blick in den pazifischen Raum lenkte – und mit Kandinsky, Kupka, Paul Klee und Klimt.“


Barabbas hatte es, wahrscheinlich nicht zuletzt seiner widerständigen Art wegen, in Wien – auch anderswo - nie leicht gehabt. Zwei Jahre Bali und danach 20 Jahre in Australien haben ihn hierzulande fast in Vergessenheit gebracht. Wenngleich die Stadt Wien 2013 mit zwei repräsentativen Ausstellungen im MUSA und im Künstlerhaus bestrebt war, dem entgegenzusteuern, herrscht – wie mir scheint - unter gegenwärtigen Kunstmanagern (wie überhaupt unter Kunstinteressierten der jungen Generation) gravierender Informationsmangel über den künstlerischen Grenzgänger Barabbas und seine Gegenwelten.  

In der österreichischen Kunstszene und am österreichischen Kunstmarkt herrschte in den 60er und 70er Jahren ein etwas anderer Ton, als dies heutzutage der Fall ist. Davon kann ich ein Lied singen. Mehr und mehr regiert in allen Bereichen das GELD.


Abschließend noch zwei Zitate von Barabbas (in den 60ern und 70ern Hanrun Ghulam Barabbas genannt) zu diesem Thema:


„Der Künstler an sich hat überhaupt keinen Respekt zu erhoffen, und wenn er welchen genießt, dann ist es sicherlich sehr selten, weil seine künstlerische Tiefschau erkannt wird, sondern weil er eine Persönlichkeit mit Charme und Erfolg ist und … Geld hat.“


„Hundert mittelmäßige Künstler werden immer größere Gesamtsummen einbringen, als zehn außergewöhnliche. Deshalb wird der ‚lebendige‘ Kunstmarkt immer von Mittelmäßigkeit dominiert sein. Es erweist sich, dass Mittelmäßigkeit im ‚lebendigen‘ Kunstmarkt die eigentlich erstrebenswerte Qualität darstellt. Außergewöhnlichkeit darf angedeutet sein, da ja zumindest der Sinn der Kunst als Wegweiser zur Tiefe beibehalten werden muss.“