FREMDE GÖTTER
Ausstellung im Leopold Museum (23.09.2016-09.01.2017)
Der
Einladung zu dieser Ausstellung habe ich entnommen, dass das Leopold Museum
erstmals seine Sammlung von Masken, Figuren usw. aus fernen Ländern zeigt.
Dieser faszinierende Bestand, so heißt es weiter, würde mit 70 ausgewählten
Werken von Künstlern wie Pablo Picasso … (Aufzählung noch einiger weiterer
europäischer Künstler) … in einen lebhaften Dialog treten.
Und
spätestens da fragte ich mich, wie es möglich sei, dass bei einer derartigen
Schau in einem österreichischen Museum kein Werk von Claus Mayrhofer Barabbas
(geb. 1943 in Wien, gest. 2009 in Bendigo, Australien) gezeigt wird, der schon
zu Beginn seines Schaffens durch seine transkulturelle Haltung aufgefallen ist.
Über ihn
schrieb die Kunsthistorikerin Maria Buchsbaum in
ihrem Essay „Das Ornamentale als Inhaltsträger“ (1996): „Der Maler und Musiker (Barabbas) der sich schon damals (in den 1960ern und 70ern) nicht
einordnen wollte, agierte in einem extrem individualistischen Zwischenreich, worin
indianische Volkskunst und die Magie des Orients, der Surrealismus und die
Märchenhaftigkeit der Naiven ebenso wie Abstraktion und Pop Art einströmten. So
kommt ihm heute, in der Rückschau, die Bedeutung eines Indikators für die
sechziger und siebziger Jahre zu.“
Und Barabbas selbst notierte in seinem Werktagebuch: „In den frühen Anfängen meiner Malerei (1960) habe ich
mich sehr von der Malerei der Aborigines beeinflussen lassen. Neu Guinea,
Mexiko usw. … Für mich war es eine Jahrtausende alte Entwicklung, eine
Tradition, die ich durchgegangen bin. Wer sieht das schon?
Ich
hatte am Beginn meiner Malerei nichts mit Popart, Psychedelic-Art usw. zu tun.
Meine Malerei entwickelte sich durch meine Auseinandersetzung mit den
Schnitzereien der Papuas am Sepik (River), mit Tätowierungen der Maoris und mit
Hundertwasser. Darüber hinaus vertiefte ich mich in die Kunst von Gauguin –
welcher meinen Blick in den pazifischen Raum lenkte – und mit Kandinsky, Kupka,
Paul Klee und Klimt.“
Barabbas
hatte es, wahrscheinlich nicht zuletzt seiner widerständigen Art wegen, in Wien
– auch anderswo - nie leicht gehabt. Zwei Jahre Bali und danach 20 Jahre in
Australien haben ihn hierzulande fast in Vergessenheit gebracht. Wenngleich die
Stadt Wien 2013 mit zwei repräsentativen Ausstellungen im MUSA und im Künstlerhaus
bestrebt war, dem entgegenzusteuern, herrscht – wie mir scheint - unter
gegenwärtigen Kunstmanagern (wie überhaupt unter Kunstinteressierten der jungen
Generation) gravierender Informationsmangel über den künstlerischen Grenzgänger
Barabbas und seine Gegenwelten.
In der
österreichischen Kunstszene und am österreichischen Kunstmarkt herrschte in den
60er und 70er Jahren ein etwas anderer Ton, als dies heutzutage der Fall ist.
Davon kann ich ein Lied singen. Mehr und mehr regiert in allen Bereichen das
GELD.
Abschließend
noch zwei Zitate von Barabbas (in den 60ern und 70ern Hanrun Ghulam Barabbas
genannt) zu diesem Thema:
„Der Künstler an sich hat überhaupt keinen Respekt zu erhoffen, und wenn
er welchen genießt, dann ist es sicherlich sehr selten, weil seine
künstlerische Tiefschau erkannt wird, sondern weil er eine Persönlichkeit mit
Charme und Erfolg ist und … Geld hat.“
„Hundert mittelmäßige Künstler werden immer größere Gesamtsummen
einbringen, als zehn außergewöhnliche. Deshalb wird der ‚lebendige‘ Kunstmarkt
immer von Mittelmäßigkeit dominiert sein. Es erweist sich, dass Mittelmäßigkeit im ‚lebendigen‘ Kunstmarkt die
eigentlich erstrebenswerte Qualität darstellt. Außergewöhnlichkeit darf
angedeutet sein, da ja zumindest der Sinn der Kunst als Wegweiser zur Tiefe
beibehalten werden muss.“