Sonntag, 24. Februar 2013

Der Hund im Spiegelkabinett


Ein Hund, der übelgelaunt auf dem Rummelplatz umher streunte,
verirrte sich ins Spiegelkabinett. Dort sah er sich mit vielen
schlechtgelaunten Hunden konfrontiert, die ihm aus den Spiegeln
entgegenblickten. Mit seinem Hundeverstand konnte er jedoch den
wahren Sachverhalt nicht erkennen. Daher dachte er, die Spiegelbilder
seien echte Hunde, die ihm in der Überzahl und noch dazu böse
gegenüber standen. Also blieb dem Armen nichts anderes übrig,
als die Zähne zu fletschen und loszubellen. Wie grimmig er sich
auch aufführte, die anderen waren ihm ebenbürtig. Allmählich steigerte
sich die Situation zu einem wahren Alptraum. Unzählige Hunde kläfften
einander auf das Bösartigste an. Irgendwann wurde es dem armen Hund
zu viel, er erlag einem Herzschlag und das grausame Spiel hatte ein Ende.

Einige Tage später spazierte ein anderes Hündchen vergnügt über den
Rummelplatz. Es landete ebenfalls im Spiegelkabinett. Freundlich mit dem
Schwanz wedelnd blickte es in die Spiegel und nahm hocherfreut die vielen
netten Artgenossen zur Kenntnis. Und je mehr sich das Hündchen freute,
umso liebenwürdiger wurden all die andern. Ein herrliches Erlebnis.

Rosemarie Philomena Sebek

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen