Sonntag, 24. November 2013

Der Weg in die Freiheit


Geht in die Einsamkeit eures Herzens, dorthin wo ihr eins seid mit euch und mit jeder anderen Existenz, wo ihr vereint seid mit jedem Menschen, mit jedem Tier, mit jeder Pflanze und mit jedem Stein. Dort, im Urgrund eures Seins, erstrahlt das Licht der Einsicht. Was immer ihr in diesem Licht betrachtet – und sei es ein Sandkorn – es wird euch mit ehrfurchtsvollem Staunen erfüllen. Indem ihr auf diese Weise bewusst in eurem Sein verankert seid, habt ihr Unabhängigkeit von Äußerlichkeiten erlangt. Dann seid ihr frei von der Diktatur der Nachahmung, braucht keine äußere Zustimmung für euer Tun und niemanden, der euch bewundert und lobt. Es ist nicht länger notwendig, dass ihr irgendjemandem, auch keinem Teil eurer selbst, euren Wert und eure Wichtigkeit beweist. Denn ihr erahnt das Ausmaß von Einzigartigkeit, die euch ebenso wie jede andere Existenz auszeichnet. Das ist der Weg in die Freiheit. 

Jeder, der will, kann ihn gehen.  

Wien, 23. November 2013

Freitag, 15. November 2013

Holocaust, keineswegs nur ein Problem der Vergangenheit


Wieder ein Anlass für Politiker, Vergangenheitsbewältigung zu demonstrieren. In Erinnerung an die Pogromnacht im November 1938 halten sie Reden und schmücken Gedenkstätten mit frischen Blumenkränzen. Vergangenheitsbewältigung auf Kosten von Gegenwartsbewältigung?

Europaweit erfreuen sich Rechtspopulisten eines wachsenden Zulaufs und die Grenzen der (Noch-)Wohlstandsnationen werden dicht gemacht, um Menschen auszusperren, die in ihren Heimatländern nichts anderes mehr zu verlieren haben als ihr Leben.

Natürlich erfolgen in diesem Zusammenhang Aufrufe nach vermehrter Zivilcourage! 
Was das wohl soll? Frage ich mich.
Will man damit Zivilcouragierte aus ihren Verstecken locken, um sie schneller wegsperren zu können und mundtot zu machen? Heutzutage eine gängige Praxis nicht nur in Diktaturen.

Am 10. März 1988 hielt Viktor Frankl zum 50. Jahrestag des Hitler-Einmarsches in Österreich am Wiener Rathausplatz vor 35 000 Menschen eine Rede. Daraus stammen nachfolgende Sätze: 

„Dass die anständigen Menschen in der Minorität gewesen sind und voraussichtlich auch bleiben werden - damit müssen wir uns abfinden…
Gefahr droht, wenn ein politisches System die Unanständigen, also die negative Auslese einer Nation, an die Oberfläche schwemmt. Dagegen ist aber keine Nation gefeit, und in diesem Sinne ist auch jede Nation grundsätzlich holocaustfähig!“ 

Darüber nachzudenken, kann auf keinen Fall schaden.


Wien, 13. November 2013