Freitag, 15. November 2013

Holocaust, keineswegs nur ein Problem der Vergangenheit


Wieder ein Anlass für Politiker, Vergangenheitsbewältigung zu demonstrieren. In Erinnerung an die Pogromnacht im November 1938 halten sie Reden und schmücken Gedenkstätten mit frischen Blumenkränzen. Vergangenheitsbewältigung auf Kosten von Gegenwartsbewältigung?

Europaweit erfreuen sich Rechtspopulisten eines wachsenden Zulaufs und die Grenzen der (Noch-)Wohlstandsnationen werden dicht gemacht, um Menschen auszusperren, die in ihren Heimatländern nichts anderes mehr zu verlieren haben als ihr Leben.

Natürlich erfolgen in diesem Zusammenhang Aufrufe nach vermehrter Zivilcourage! 
Was das wohl soll? Frage ich mich.
Will man damit Zivilcouragierte aus ihren Verstecken locken, um sie schneller wegsperren zu können und mundtot zu machen? Heutzutage eine gängige Praxis nicht nur in Diktaturen.

Am 10. März 1988 hielt Viktor Frankl zum 50. Jahrestag des Hitler-Einmarsches in Österreich am Wiener Rathausplatz vor 35 000 Menschen eine Rede. Daraus stammen nachfolgende Sätze: 

„Dass die anständigen Menschen in der Minorität gewesen sind und voraussichtlich auch bleiben werden - damit müssen wir uns abfinden…
Gefahr droht, wenn ein politisches System die Unanständigen, also die negative Auslese einer Nation, an die Oberfläche schwemmt. Dagegen ist aber keine Nation gefeit, und in diesem Sinne ist auch jede Nation grundsätzlich holocaustfähig!“ 

Darüber nachzudenken, kann auf keinen Fall schaden.


Wien, 13. November 2013

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